Montag, 2. Juli 2012

Ein Jahr als Kanadier

 


Nun ist es soweit und ich weiß das erste Mal nicht, wie ich diesen post beginnen soll. Mir fehlen etwas die Worte, ich habe ein komisches Gefühl im Bauch und doch hat es meine kanadische Adoptivfamilie, die ich durch die letzten drei Monate unglaubliche ins Herz geschlossen habe, mehr als verdient, dass ich ihnen diesen (leider nun vorerst letzten kanadischen) Blogeintrag widme.



A dream came true!



“My dear, Canadian family. I came as a „stranger“ and was treated like a family member. It was a pleasure to meet you, I enjoyed every single day and every single moment. I am so grateful for all the things I have learned, like roping, training horses and treating friends. You have to know that I spent the most wonderful time working at the ranches, a dream came true. What else can I say. All of you became an important part of my life. Thank you soooo much for everything and for being you! As soon as I have the opportunity I gonna come back to my home far away from Germany. With love, Alex Wilde”

Meine kanadische Familie

... canadian love- child



Leider gehen anscheinend vor allem immer die besonders schönen Zeiten wahnsinnig schnell vorbei. Und ja, ich hatte eine unglaublich tolle Zeit in der ich auf der „Wine Glass Ranch“ und der „LJ Ranch“ durch die Arbeit als Cowboy mir einen Traum erfüllt habe; „A hell of a good time!!!“ Es gibt sie noch, die echten wahren Cowboys.

Das Jahr ist vorbei. Ich habe irrsinnig viel gelernt, nette Menschen getroffen und ein Jahr zum größten Teil das gemacht, was mir wirklich Spaß macht. Wir wissen nicht, wohin die Zukunft führen wird, aber vor allem sollten wir versuchen das zu machen, was uns liegt, was uns Spaß macht und wo wir uns einfach selbst finden.


...ein schöner Urlaub


... per Pferd auf der Terasse




... Roping


... wunderbare kanadische Freunde


Beenden möchte ich diesen Blog nun meinerseits mit einigen Zeilen Glenn McKenzie's, der meines Erachtens diese Lebensweise, ich ich gelebt und so lieb gewonnen und bewundert habe, ziemlich gut getroffen hat. Canada, ich komme wieder, bet ya! ;)

“Constructed, of barbwire, bones, and chunks of rawhide
Usually... with a good wife, a good horse, and dog by his side
He's quick with his “wit” and long with his “pride”
He is a rancher.

He has drank more bad water, and good whiskey... than most
Whether he's brandin', or hayin', or settin' a post
We should all raise our glass... and offer a “toast”
to the... RANCHER”
(Glenn McKenzie)

... a new pick up horse!

Happy Trials, Alex Wilde


Mein besonderer Dank geht an die Menschen,
ohne die ich dieses Jahr nicht so wunderbar verbringen hätte können.
Special Thanks to...

Meine Eltern; Meine Schwester; Meine Großeltern; Meine Paten; Familie Eklund;
Das Muktuk Team 2011/2012; Meine Freunde, Bekannte und alle großzügigen Sponsoren;
Familie Bernhardt; Cochrane Roping Club; My Roping Partner; Die Leser dieses Blogs


Freitag, 22. Juni 2012

Eine Mahlzeit mit Meister Petz


Schützenfeststimmung schlägt uns entgegen, als wir in Rockie Moutain House ankommen, der Parkplatz ist trotz des Schmuddelwetters recht gut gefüllt. Neben Riesenrad, Autoscooter und etlichen Schießständen steht das kleine Kassenhäuschen, eingelassen in die Sicht verdeckende Rückseite der Tribünen; Es ist Rodeotag. 

 

Kommentator und Rodeoclown

Wir verschanzen uns unter unseren Regenmänteln, ziehen die Hüte tiefer ins Gesicht bevor wir der Eröffnungsrede des Rodeoclowns Beachtung schenken. Eine Gruppe fahnenschwingender Reiter, die „Rockie Wranglers“, prescht in den Rodeo Ground und begleitet die Eröffnung. Die Stimmung ist trotz anhaltenden Regens super. Den Anfang des Rodeospektakels macht das „Wild Cow Milking“. Die Teams bestehen aus einem Reiter und einem Läufer. Sobald der Reiter eine der wild umher laufenden Kühe mit dem Lasso eingefangen hat, macht sich der Bodenmann ans Melken. Es herrscht Chaos, aber schon sehen wir den ersten Mann mit einer Flasche voll Milch zum Ausgang der Arena rennen, es folgt eine kurze Kundgebung des Gewinnerpaares und die Vorstellung ist beendet. Im Hintergrund sieht man schon die „“bareback rider“, die sich in den shoots bereit halten. Im Gegensatz zum „saddle bronc“ versuchen die Cowboys in dieser Disziplin ohne Sattel auf dem blanken Pferderücken ihre 8 Sekunden auszuhalten. Die Punktevergabe erfolgt darauf 50/50 für Pferd und Cowboy, das heißt wie sehr das Pferd gebockt und der Cowboy sich gehalten hat. 

bareback

saddle bronc

...flying cowboy!
Meine Lieblingsdisziplin ist natürlich das folgende „teamroping“. Auch in diese Disziplin ist erheblich erschwert durch die herrschenden Wetterbedingungen, als einer der header samt samt Pferd ausrutscht wird das wieder deutlich. Pferd und Cowboy schütteln kurz den Matsch ab, zum Glück ist nichts passiert. 




Den Höhepunkt und somit das Finale des heutigen Rodeotages bilden die „bullrider“, die sich nach dem „steer wrestling“ und dem „barrel racing“ bereithalten. 

 


Mir leuchtet es nicht so ganz ein, wie man sich auf ein Tier setzen kann, dass einen einfach über den Haufen rennen möchte, sobald du im Matsch landest. Hut ab für diese Cowboys. Einen unglaublichen Job leisten die „pickup men“. Ihre Aufgabe ist es den Cowboys durch reiterliche Hochleistung mit ihren Pferden eine Auffangmöglichkeit zu bieten und das „bucking stock“ ein zu fangen. 

Sehr fragwürdiger Aufenthaltsort für
Bullenreiterei Mr. Clown




Als Lori Anne und ich am späten Nachmittag zurück nach Cochrane fahren, liegt einer der aufregendsten Tage hinter mir. Thank you sooo much!!!


Meine Zeit als Cowboy neigt sich dem Ende. Grund genug war es für Lori Anne und mich uns auf in den abschließenden Urlaub zu machen. Das Ziel: Eine rund 550km entfernte Cabin am Shuswap (Lake in B.C.). Unsere „last great roadtrips“ führten uns vorbei an „giant cedars“, 


 

einer kleinen Stadt namens Fields, einigen anderen Orten, quer durch die Rocky Mountains und vor unserem Urlaubsstart zum Moraine Lake.


 


Moraine Lake




...letzter Schneemann der Saison...




Trotz immer wieder kehrendem Regen war die Fahrt nicht langweilig. Der „giant cedars boardwalk“ ist auf jeden Fall ein Besuch wert, der Moraine Lake einfach atemberaubend und neben dem Highway sollte man stets Ausschau nach der Fauna der kanadischen Bergwelt halten. Ja, wir haben sogar ein paar Schneeziegen gesehen. 


 
meine Schlafstätte


Die kleine Cabin „LJ Hideaway“ liegt direkt am Ufer des Sees. Es ist morgens. Da ich unter dem Sonnendeck schlafe, werde ich durch das Rumoren an der Haustür geweckt. Ein verschlafender Blick auf den Wecker vergewissert mir: 5:30 Uhr. Ich wundere mich etwas darüber, das Lori Anne schon wach ist, vielleicht hat sie sich heute Morgen für einen Dämmerungsspaziergang aufgerappelt. Dann höre ich ein Hecheln. Ich bin ziemlich eigentlich ziemlich sicher, dass wir den Hund zuhause gelassen haben, kommt uns heute jemand mit seinem Vierbeiner besuchen? Nun doch neugierig geworden, rolle ich mich aus der Decke und schleiche zu den Fenstern, die rund um das Sonnendeck aus Fliegengitter bestehen. Ich kann weder einen Wanderer noch einen Hund erspähen. Plötzlich fängt die Slackline, die wir zwischen zwei Bäumen gespannt haben, an zu wippen. Und dann traue ich meinen Augen nicht: Ein Schwarzbär schubbert sich unter dem Gurt, bevor er sich hechelnd in den immer noch düsteren Bereich des Yards zurück zieht. Mit den ersten Schritten sind meine Socken nass und matschig, als ich ihm durch das Tau überzogene Gras auf die Straße folge, als ich den Auslöser meiner Kamera betätige, dreht es sich um und hastet das erschrocken zurück in den Wald. Ich bin irgendwie nicht mehr so müde, lege mich aber trotzdem zurück ins Bett, fange an zu lesen und wundere mich darüber, warum wir überhaupt die Tür verriegeln, wenn die Fenster aus Fligengitter bestehen...

"Da steht ein Bär auf deinem Auto!"




In den folgenden Tagen besucht uns Meister Petzt noch einige Male. Die Bärenspuren quer über das Autodach sprechen eine deutliche Sprache, wir haben allerdings weder Lackschaden noch Dellen zu beklagen. Wir verbringen die Zeit mit Lesen, Basketball spielen, Schwimmen, Fahrradfahren, Angeln und vieles mehr. Es geht nichts über einen Tag auf der Schwimmplattform mit eigenem Ruderboot und genau so einen Tag werden wir jetzt beginnemn, bevor es morgen wieder zurück nach Alberta geht. 

 

 

chair-jump 2012

Ich wünsche allen einen sonnigen Tag vom Shuswap Lake, B.C.