Seit zweieinhalb Wochen bin ich nun auf der Gooly Mooly Farm ( Familienunternehmen mit Bäckerei und Bienen !) in der Nähe von Enderby, Okanagan. Im Gegensatz zu Denman Island oder Johnson´s Landing lässt sich feststellen, dass die Region hier wesentlich urbaner ist.
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Ausblick über die ersten roten Herbstblätter |
Das Land ist dichter besiedelt, auf dem Highway fährt man an Werbung für McDonalds oder Tim Horton´s ( die kanadische Starbucks Version) vorbei und die nächste Stadt ist nur 15 min weit entfernt. Zunächst hat mich die Nähe zur Zivilisation wein wenig erschreckt, mittlerweile habe ich mich aber an die Tatsache gewöhnt und genieße Vorzüge wie abends in die Karaoke Bar oder ins Kino gehen.
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Charline und Olivier am Shuswap River |
Die Gooly Mooly Farm wird von einem Ehepaar betrieben, dass vor etwa 30 Jahren aus der Schweiz ausgewandert ist und sich eine Existenz auf der Grundlage von "Harmonic Farming" aufgebaut hat. Harmonic Farming bedeutet im weitesten SInne "im EInklang mit Flora und Fauna" und ist ein Konzept, das Permaculture und biodynamische Landwirtschaft vereint. So wird darauf verzichtet, die Erde mit zusätzlichem Kompost zu düngen, sondern nur die eigens auf einem bestimmten Quadratmeter produzierte Biomasse samt Nährstoffen zurück in den Boden gegraben.
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vom Wildwuchs überwuchertes Gemüsebeet |
Außerdem sind Karotten oder Rote Beete nicht alleine für sich in Reih und Glied in einem eigenen Beet gepflanzt, sondern wild durcheinander umgeben von Sonnen- und anderen blühenden Blumen, die Bienen und weitere Insekten anlocken sollen. Die Idee, Pflanzen ihren eigenen Freiraum einzugestehen und ihnen die Wahl ihres Standorts zu überlassen, macht das Unkrautjäten unnötig. Allerdings gibt es noch eine Menge mehr zu tun, um uns Wwoofer zu beschäftigen.
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Brigitte und ich mit Backwaren auf dem Farmer´s Market in Salmon Arm |
Insgesamt leben noch 4 weitere freiwillige Helfer auf der Farm; Charline und Olivier aus Belgien und Bess und Mike aus Ontario. Die große Anzahl and Wwoofern macht es notwendig, den Arbeitstag zu planen und zu organisieren. So haben wir geregelte Arbeitszeiten; von Montag bis Samstag, von 7:00 morgens bis 12:00 mittags. Die 5 Stunden am Vormittag verbringen wir mit Aufgaben wie Pfirsiche einmachen, Bier brauen, Bienenkästen säubern, Kartoffeln ernten, Brot auf dem Markt verkaufen und Feuerholz hacken.
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Charline, Oliver und ich beim Bier abfüllen |
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Charline und eine Menge Pfirsiche |
Nicht zu Vergessen auch Lieblingsbeschäftigung Nummer 1: einen Zaun um das insgesamt 20 000 m² große Grundstück bauen. Das Material stammt dabei ( ganz nach dem Prinzip von Harmonic Farming) aus dem eigenen Wald. Mit Machete und Säge bewaffnet zieht man also los und fällt kleine Ahorne und Birken, deren Stämme man dann vertikal an einen weiteren, horizontal angebrachten Ast nagelt. So entsteht Stück für Stück ein Zaun, der aus weiterer Entfernung kaum sichtbar ist, da er perfekt an seine Umgebung ( Wald) angepasst ist.
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Phase 1: Baum fällen |
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Phase 2: Äste entfernen |
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Phase 3: Stamm festnageln |
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Phase 5: Zaun |
Der Rest des Tages steht zur freien Verfügung, irgendwas ist immer los. In Salmon Arm, eine weitere Stadt im Umkreis, gibt es abends oft die Möglichkeit, eine Open Stage Veranstaltung zu besuchen. Da sich Gitarren eigentlich überall finden lassen, wenn man nur ein wenig sucht, hatte ich bereits meinen ersten Auftritt als MaryAnne ( Wiebke ist für nordamerikanische Verhältnisse ein zu abgefahrener Name).
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MaryAnne, live on stage |
Außerdem ist der Okanagan Lake nicht weit entfernt und man kann dort wunderbar die letzten Sommertage genießen. Wenn man Glück hat, sieht man sogar Ogopogo, das Monster im See, guter Freund von Nessie. Mit sovielen Leuten im Haus ist man nie alleine und es gibt immer etwas zu tun, sei es Gesellschaftsspiele, Spaziergänge, Spritztouren auf dem Motorrad oder geselliges Zusammensein im Wohnzimmer.
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Sonnen am Okanagan Lake |
Letzte Nacht hatten wir eine Abschiedsparty auf dem Hof, da Anisha, eines der 5 erwachsenen Kinder, demnächst für ein Jahr nach Europa aufbricht. In der Garage hat eine Band gespielt, es gab Gegrilltes über dem Lagerfeuer und Bowle mit frischen Himbeeren.
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Jenny, Anisha und Ryan in der Garage |
In ein paar Tagen werde ich diesen Ort dann auch wieder verlassen und meine Reise nach Prince George antreten, wo sich die Wege von Alex und mir das erste mal seit Juli wieder kreuzen werden. Ich genieße meine letzten Tage im verhältnismäßig warmen Okanagan, freue mich aber auch auf die kommende Zeit auf der im fernen Norden gelegenen Ootsa Lake Ranch.
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Bienenhüten im Okanagan |