Freitag, 22. Juni 2012

Eine Mahlzeit mit Meister Petz


Schützenfeststimmung schlägt uns entgegen, als wir in Rockie Moutain House ankommen, der Parkplatz ist trotz des Schmuddelwetters recht gut gefüllt. Neben Riesenrad, Autoscooter und etlichen Schießständen steht das kleine Kassenhäuschen, eingelassen in die Sicht verdeckende Rückseite der Tribünen; Es ist Rodeotag. 

 

Kommentator und Rodeoclown

Wir verschanzen uns unter unseren Regenmänteln, ziehen die Hüte tiefer ins Gesicht bevor wir der Eröffnungsrede des Rodeoclowns Beachtung schenken. Eine Gruppe fahnenschwingender Reiter, die „Rockie Wranglers“, prescht in den Rodeo Ground und begleitet die Eröffnung. Die Stimmung ist trotz anhaltenden Regens super. Den Anfang des Rodeospektakels macht das „Wild Cow Milking“. Die Teams bestehen aus einem Reiter und einem Läufer. Sobald der Reiter eine der wild umher laufenden Kühe mit dem Lasso eingefangen hat, macht sich der Bodenmann ans Melken. Es herrscht Chaos, aber schon sehen wir den ersten Mann mit einer Flasche voll Milch zum Ausgang der Arena rennen, es folgt eine kurze Kundgebung des Gewinnerpaares und die Vorstellung ist beendet. Im Hintergrund sieht man schon die „“bareback rider“, die sich in den shoots bereit halten. Im Gegensatz zum „saddle bronc“ versuchen die Cowboys in dieser Disziplin ohne Sattel auf dem blanken Pferderücken ihre 8 Sekunden auszuhalten. Die Punktevergabe erfolgt darauf 50/50 für Pferd und Cowboy, das heißt wie sehr das Pferd gebockt und der Cowboy sich gehalten hat. 

bareback

saddle bronc

...flying cowboy!
Meine Lieblingsdisziplin ist natürlich das folgende „teamroping“. Auch in diese Disziplin ist erheblich erschwert durch die herrschenden Wetterbedingungen, als einer der header samt samt Pferd ausrutscht wird das wieder deutlich. Pferd und Cowboy schütteln kurz den Matsch ab, zum Glück ist nichts passiert. 




Den Höhepunkt und somit das Finale des heutigen Rodeotages bilden die „bullrider“, die sich nach dem „steer wrestling“ und dem „barrel racing“ bereithalten. 

 


Mir leuchtet es nicht so ganz ein, wie man sich auf ein Tier setzen kann, dass einen einfach über den Haufen rennen möchte, sobald du im Matsch landest. Hut ab für diese Cowboys. Einen unglaublichen Job leisten die „pickup men“. Ihre Aufgabe ist es den Cowboys durch reiterliche Hochleistung mit ihren Pferden eine Auffangmöglichkeit zu bieten und das „bucking stock“ ein zu fangen. 

Sehr fragwürdiger Aufenthaltsort für
Bullenreiterei Mr. Clown




Als Lori Anne und ich am späten Nachmittag zurück nach Cochrane fahren, liegt einer der aufregendsten Tage hinter mir. Thank you sooo much!!!


Meine Zeit als Cowboy neigt sich dem Ende. Grund genug war es für Lori Anne und mich uns auf in den abschließenden Urlaub zu machen. Das Ziel: Eine rund 550km entfernte Cabin am Shuswap (Lake in B.C.). Unsere „last great roadtrips“ führten uns vorbei an „giant cedars“, 


 

einer kleinen Stadt namens Fields, einigen anderen Orten, quer durch die Rocky Mountains und vor unserem Urlaubsstart zum Moraine Lake.


 


Moraine Lake




...letzter Schneemann der Saison...




Trotz immer wieder kehrendem Regen war die Fahrt nicht langweilig. Der „giant cedars boardwalk“ ist auf jeden Fall ein Besuch wert, der Moraine Lake einfach atemberaubend und neben dem Highway sollte man stets Ausschau nach der Fauna der kanadischen Bergwelt halten. Ja, wir haben sogar ein paar Schneeziegen gesehen. 


 
meine Schlafstätte


Die kleine Cabin „LJ Hideaway“ liegt direkt am Ufer des Sees. Es ist morgens. Da ich unter dem Sonnendeck schlafe, werde ich durch das Rumoren an der Haustür geweckt. Ein verschlafender Blick auf den Wecker vergewissert mir: 5:30 Uhr. Ich wundere mich etwas darüber, das Lori Anne schon wach ist, vielleicht hat sie sich heute Morgen für einen Dämmerungsspaziergang aufgerappelt. Dann höre ich ein Hecheln. Ich bin ziemlich eigentlich ziemlich sicher, dass wir den Hund zuhause gelassen haben, kommt uns heute jemand mit seinem Vierbeiner besuchen? Nun doch neugierig geworden, rolle ich mich aus der Decke und schleiche zu den Fenstern, die rund um das Sonnendeck aus Fliegengitter bestehen. Ich kann weder einen Wanderer noch einen Hund erspähen. Plötzlich fängt die Slackline, die wir zwischen zwei Bäumen gespannt haben, an zu wippen. Und dann traue ich meinen Augen nicht: Ein Schwarzbär schubbert sich unter dem Gurt, bevor er sich hechelnd in den immer noch düsteren Bereich des Yards zurück zieht. Mit den ersten Schritten sind meine Socken nass und matschig, als ich ihm durch das Tau überzogene Gras auf die Straße folge, als ich den Auslöser meiner Kamera betätige, dreht es sich um und hastet das erschrocken zurück in den Wald. Ich bin irgendwie nicht mehr so müde, lege mich aber trotzdem zurück ins Bett, fange an zu lesen und wundere mich darüber, warum wir überhaupt die Tür verriegeln, wenn die Fenster aus Fligengitter bestehen...

"Da steht ein Bär auf deinem Auto!"




In den folgenden Tagen besucht uns Meister Petzt noch einige Male. Die Bärenspuren quer über das Autodach sprechen eine deutliche Sprache, wir haben allerdings weder Lackschaden noch Dellen zu beklagen. Wir verbringen die Zeit mit Lesen, Basketball spielen, Schwimmen, Fahrradfahren, Angeln und vieles mehr. Es geht nichts über einen Tag auf der Schwimmplattform mit eigenem Ruderboot und genau so einen Tag werden wir jetzt beginnemn, bevor es morgen wieder zurück nach Alberta geht. 

 

 

chair-jump 2012

Ich wünsche allen einen sonnigen Tag vom Shuswap Lake, B.C.

Donnerstag, 7. Juni 2012

Springtime around the Jumping Pound


Height: 190,8m, Weight: 10884 tons, Average thickness of walls: 2.67m. Mein Vorschlag die 762 Stufen der eisernen Treppe zu nehmen, kommt irgendwie nicht so an, wäre offiziel auch nur im Notfall erlaubt.
Ich spreche vom Calgary Tower. 


Auch wenn das Wahrzeichen Albertas Metropole mittlerweile zwischen den umstehenden Wolkenkratzern zum Teil verschluckt wird, für uns geht hoch hinaus. Ich habe den sonnigsten Tag der Woche frei bekommen damit Lori Anne mir die Stadt zeigen kann. Die erste Haltestelle: Tower. Wir genießen die grandiose Aussicht, Stampede Park, Rockies, unglaublich... Nach einem Mittagessen in einem irischen Restaurant eines Bakannten der Familie, geht die Stadtführung weiter. Mein Roommate zeigt mir die Kunstsammlung des vielleicht nobelsten Hotels der Stadt, die sie für einige Jahre überwacht, betreut und gesammelt hat, es werden viele Leute begrüßt und ich muss etliche Male meine bisherigen Abenteuer berichten.

 

Zumindest die Damen hatten bei der Trade Show
ihren Spaß...
(Der Jüngste der Ranchfamilie teilt meine Ansicht über die Helme)

Bass Pro Shops:
Eine Karibu Herde wird von Wölfen durch den Laden gejagt
Zurück auf der Ranch wartet nun endlich eine richtige Cowboyprüfung auf mich. Nach einer kurzen Bucking- Anweisung bin ich heute der erste Mensch, der sich auf den Rücken des dreijährigen Pferdes begibt, das da in der Arena steht. Bevor es losgeht, steht etwas Bodenarbeit an. Wir traktieren den Hengst mit einer Plane, treiben ihn mit dem Sattel durch die Arena und fangen ihn schließlich mit dem Lasso ein. 

 

 

Mit den letzten Worten: „Good luck buckaroo!“, schwinge ich mich auf Lindsays Anweisung in den Sattel. Es ist ein etwas komisches Gefühl, ich solle mich lieber mit einer Hand am Sattel, mit der anderen an der Mähne festhalten. Nach einigen Runden im Round Pen beenden wir die heutige Lektion. Was soll ich sagen: Der erste Schritt ist geschafft, das Pferdchen weiß zum Glück anscheinend nicht, wie man richtig bockt, alle sind etwas erleichtert. Ich fühle mich etwas geehrt dieses Pferd ein zu reiten und ab heute trainieren zu dürfen.

Nach gut einer Woche geht es raus in Feld.
Dies ist der Tag, an dem ich das erste Mal meinen Hut beim Reiten verliere...
Mit dem letzten Kalb, das während der Nacht geboren wird ist die Kälbersaison beendet. Man merkt die fallende Anspannung, alle sind erleichtert, dass es endlich geschafft ist. Damit Cowboys trotzdem geübt in dem Umgang mit dem Lasso bleiben, wird nun die Roping- Saison eröffnet. Für die extra gezüchtete und trainierten Stiere fahren wir drei Stunden durch die Prärie. 
 
Prairie, prairie, prairie...

 

Die Stiere bekommen zum Schutz Horn wraps
Das Andrenalin steigt. Die Stiere stehen im Shoot, ich auf meinem Ropinghorse in der einen, mein Teamropingpartner in der anderen Box. „Ready partner?“, ich nicke. Mit einem Knall springt das Gatter vor dem shoot auf und wir galoppieren lassoschwingend dem Stier hinterher. Nachdem der Header die Hörner eingefangen hat, ist es mein Ziel als Heeler die Hinterbeine des Stieres in die Lassoschlinge zu bekommen. Das Leben als Cowboy!

Pferd und Cowboy sind angespannt
 
...und ab geht die Post!

 

 

Yeehaw...


 


Es ist Frühling geworden in Rockie Moutain View County. Endlich sind die Weiden und Wiesen grün, das Farming ist fürs erste vollbracht und durch das Schmelzwasser ist der Jumping Pound Creek mittlerweile auf seine doppelte Größe angestiegen, die Fließgeschwindigkeit hat sich verdoppelt. 



Trecker putzen... so unnötig! :D

Die Gefängnisfenster entpuppen sich als Reling.

Zeit für ein weiteres Abenteuer. An einem einigermaßen windstillen aber sonnigen Vormittag fahren wir den Trecker auf die andere Seite des Baches. Anfangs sind wir nicht ganz sicher, ob der Fels meinen „Seiltanzaktivitäten“ gewachsen sein wird, der Trecker auf der anderen Seite sollte kein Problem sein. Wir spannen die erste waterline die es je auf der Wineglass Ranch gegeben hat, eine abkühlende Beschäftigung für diesen Tag. Ich muss mich erst an die Höhe und das fließende Wasser unter mir auf dem gut 6 cm breiten Gurt gewöhnen, wie gesagt zum Glück ist der Wasserstand gestiegen!


...die Vorteile eine Treckers! Dann hat sich das Putzen doch gelohnt.

 

 

 

Waterline over the Jumping Pound Creek

Ein Dankeschön an die Fotografin!!!
 Meine Zeit hier als Cowboy vergeht wir im Fluge. Ich lerne täglich neue Kniffe und kann es kaum erwarten, meinen Traum am morgigen Tag weiterleben zu können. Ich bin unglaublich dankbar für die netten Menschen, die ich hier getroffen und ins Herz geschlossen habe.
Thank you soo much!



Yeehaw vom Buckaroo