Schützenfeststimmung schlägt uns
entgegen, als wir in Rockie Moutain House ankommen, der Parkplatz ist
trotz des Schmuddelwetters recht gut gefüllt. Neben Riesenrad,
Autoscooter und etlichen Schießständen steht das kleine
Kassenhäuschen, eingelassen in die Sicht verdeckende Rückseite der
Tribünen; Es ist Rodeotag.
Kommentator und Rodeoclown |
Wir verschanzen uns unter unseren
Regenmänteln, ziehen die Hüte tiefer ins Gesicht bevor wir der
Eröffnungsrede des Rodeoclowns Beachtung schenken. Eine Gruppe
fahnenschwingender Reiter, die „Rockie Wranglers“, prescht in den
Rodeo Ground und begleitet die Eröffnung. Die Stimmung ist trotz
anhaltenden Regens super. Den Anfang des Rodeospektakels macht das
„Wild Cow Milking“. Die Teams bestehen aus einem Reiter und einem
Läufer. Sobald der Reiter eine der wild umher laufenden Kühe mit
dem Lasso eingefangen hat, macht sich der Bodenmann ans Melken. Es
herrscht Chaos, aber schon sehen wir den ersten Mann mit einer
Flasche voll Milch zum Ausgang der Arena rennen, es folgt eine kurze
Kundgebung des Gewinnerpaares und die Vorstellung ist beendet. Im
Hintergrund sieht man schon die „“bareback rider“, die sich in
den shoots bereit halten. Im Gegensatz zum „saddle bronc“
versuchen die Cowboys in dieser Disziplin ohne Sattel auf dem blanken
Pferderücken ihre 8 Sekunden auszuhalten. Die Punktevergabe erfolgt
darauf 50/50 für Pferd und Cowboy, das heißt wie sehr das Pferd
gebockt und der Cowboy sich gehalten hat.
bareback |
saddle bronc |
...flying cowboy! |
Meine Lieblingsdisziplin
ist natürlich das folgende „teamroping“. Auch in diese Disziplin
ist erheblich erschwert durch die herrschenden Wetterbedingungen, als
einer der header samt samt Pferd ausrutscht wird das wieder deutlich.
Pferd und Cowboy schütteln kurz den Matsch ab, zum Glück ist nichts
passiert.
Den Höhepunkt und somit das Finale des heutigen Rodeotages
bilden die „bullrider“, die sich nach dem „steer wrestling“
und dem „barrel racing“ bereithalten.
Mir leuchtet es nicht so
ganz ein, wie man sich auf ein Tier setzen kann, dass einen einfach
über den Haufen rennen möchte, sobald du im Matsch landest. Hut ab
für diese Cowboys. Einen unglaublichen Job leisten die „pickup
men“. Ihre Aufgabe ist es den Cowboys durch reiterliche
Hochleistung mit ihren Pferden eine Auffangmöglichkeit zu bieten und
das „bucking stock“ ein zu fangen.
Sehr fragwürdiger Aufenthaltsort für Bullenreiterei Mr. Clown |
Als Lori Anne und ich am
späten Nachmittag zurück nach Cochrane fahren, liegt einer der
aufregendsten Tage hinter mir. Thank you sooo much!!!
Meine Zeit als Cowboy neigt sich dem
Ende. Grund genug war es für Lori Anne und mich uns auf in den
abschließenden Urlaub zu machen. Das Ziel: Eine rund 550km entfernte
Cabin am Shuswap (Lake in B.C.). Unsere „last great roadtrips“
führten uns vorbei an „giant cedars“,
einer kleinen Stadt namens
Fields, einigen anderen Orten, quer durch die Rocky Mountains und vor unserem Urlaubsstart zum Moraine Lake.
Moraine Lake |
...letzter Schneemann der Saison... |
Trotz
immer wieder kehrendem Regen war die Fahrt nicht langweilig. Der
„giant cedars boardwalk“ ist auf jeden Fall ein Besuch wert,
der Moraine Lake einfach atemberaubend und neben dem Highway sollte man stets Ausschau nach der Fauna der
kanadischen Bergwelt halten. Ja, wir haben sogar ein paar
Schneeziegen gesehen.
meine Schlafstätte |
Die kleine Cabin „LJ Hideaway“ liegt direkt
am Ufer des Sees. Es ist morgens. Da ich unter dem Sonnendeck
schlafe, werde ich durch das Rumoren an der Haustür geweckt. Ein
verschlafender Blick auf den Wecker vergewissert mir: 5:30 Uhr. Ich
wundere mich etwas darüber, das Lori Anne schon wach ist, vielleicht
hat sie sich heute Morgen für einen Dämmerungsspaziergang
aufgerappelt. Dann höre ich ein Hecheln. Ich bin ziemlich eigentlich
ziemlich sicher, dass wir den Hund zuhause gelassen haben, kommt uns
heute jemand mit seinem Vierbeiner besuchen? Nun doch neugierig
geworden, rolle ich mich aus der Decke und schleiche zu den Fenstern,
die rund um das Sonnendeck aus Fliegengitter bestehen. Ich kann weder
einen Wanderer noch einen Hund erspähen. Plötzlich fängt die
Slackline, die wir zwischen zwei Bäumen gespannt haben, an zu
wippen. Und dann traue ich meinen Augen nicht: Ein Schwarzbär
schubbert sich unter dem Gurt, bevor er sich hechelnd in den immer
noch düsteren Bereich des Yards zurück zieht. Mit den ersten
Schritten sind meine Socken nass und matschig, als ich ihm durch das
Tau überzogene Gras auf die Straße folge, als ich den Auslöser
meiner Kamera betätige, dreht es sich um und hastet das erschrocken
zurück in den Wald. Ich bin irgendwie nicht mehr so müde, lege mich
aber trotzdem zurück ins Bett, fange an zu lesen und wundere mich
darüber, warum wir überhaupt die Tür verriegeln, wenn die Fenster
aus Fligengitter bestehen...
"Da steht ein Bär auf deinem Auto!" |
In den folgenden Tagen besucht uns
Meister Petzt noch einige Male. Die Bärenspuren quer über das
Autodach sprechen eine deutliche Sprache, wir haben allerdings weder
Lackschaden noch Dellen zu beklagen. Wir verbringen die Zeit mit
Lesen, Basketball spielen, Schwimmen, Fahrradfahren, Angeln und
vieles mehr. Es geht nichts über einen Tag auf der Schwimmplattform
mit eigenem Ruderboot und genau so einen Tag werden wir jetzt
beginnemn, bevor es morgen wieder zurück nach Alberta geht.
chair-jump 2012 |
Ich wünsche allen einen sonnigen Tag
vom Shuswap Lake, B.C.