Ich
liege auf einem Queen-Size Bett im "Bayside Inn" und habe
mir vorgenommen, nicht eher mein Zimmer zu verlassen, bis ich diesen
Eintrag verfasst habe. Heute erfordet es keiner besonderen Disziplin
um sich im Haus zu barrikadieren, denn es stürmt und regnet
fürchterlich. Der Wind heult und ich höre die schweren Regentropfen
auf das Dach prasseln. Ab und zu schaue ich aus meinem Fenster mit
Meerblick und sehe die Wassermassen des Atlantik kommen und gehen.
Dabei ist diese Formulierung ganz wörtlich zu verstehen, denn hier
in der Bay of Fundy ist der höchste Tidenhub der Welt zu beobachten.
Zweimal am Tag sorgen die Gezeiten für ein wahrhaft spektakuläres
Schauspiel, denn der Höhenunterschied zwischen Ebbe und Flut beträgt
bis zu 21 Metern.
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Leuchtturm in Mageretsville um 3 Uhr 25 |
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Leuchtturm in Mageretsville um 4 Uhr 13 |
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Während
ich im Sommer und Herbst in dem kanadischen Bundesstaat British
Columbia war, habe ich den Winter sowie Frühling überwiegend in
Nova Scotia verbracht . Die Unterschiede zwischen West- und Ostkanada
sind dabei nicht zu leugnen, selbst wenn man über die jahreszeitlich
bedingten Variationen hinweg sieht. So verändern sich Mentalität,
Essgewohnheiten, Kultur, Landschaft, Gesetze, allgemeine Ansichten
sowie Flora und Fauna von einem Bundesstaat in den nächsten. Dies
ist keine große Überraschung, wenn man die große räumliche
Distanz zwischen Pazifik- und Atlantikküste bedenkt. Von Vancouver,
B.C nach Halifax, N.S sind es ganze 6 122 km Luftlinie! Dies ist
ungefährt genau so viel wie von Hannover nach Neu Delih oder
Florida. Kein Wunder, dass sich innerhalb dieser Entfernungen einige
Veränderungen zwischen Mensch und Natur ereignen.
Die
neuschottische Halbinsel ist im Vergleich zu British Columbia um
einiges kleiner, familiärer und traditioneller. Auch wenn es keine
atemberaubende Bergwelt, bodenlose Seen, abenteuerliche Wildnis und
pulsierende Metropolen gibt, so hat Nova Scotia den entzückenden
Charme des Maritimen. Entlang der Küste ziehen sich winzige
Fischerdörfer, in den Bars kann man alten Seeräubergeschichten
lauschen, auf der Straße spielen Musikanten auf Akkordeon und Geige,
die Menschen sind gastfreundlich und warmherzig.
Mittlerweile
habe ich diesen Bundesstaat in all seinen Facetten kennengelernt und
bin froh, mir diese Zeit genommen zu haben.
Meine
Reise begann dabei in Halifax, und führte mich danach zum Holzlöffel
anfertigen und Ahornsirup zapfen in den Norden nach Cape Breton.
Anschließen habe ich einige Zeit auf einem Gewächshausbetrieb im
“Hants County” verbracht, danach ging es weiter in die
benachbarte Region “King´s County” , welche sich beide
land(wirt)schaftlich betrachtet nicht viel nehmen. Nach einem kurzen
Aufenthalt im "Annapolis Valley", ein Tal das für seine
zahlreichen Apfel- und Kirschbäume bekannt ist, die zu diese
Jahreszeit alle in bezaubernder Blüte stehen, befinde ich mich nun
in Digby, einer kleinen Ortschaft an der riesigen Bay of Fundy. Von
hier aus werde ich morgen die Fähre nehmen, die mich zur anderen
Seite der Bucht in den Bundestaat "New Brunswik" bringen
wird, wo ich die Arbeit auf einer Gemüsefarm in der urbanen Gegend
um Saint John aufnehmen werde. Ich freue mich , bald eine neue
Provinz der Maritimes ( Überbegriff für die Bundestaaten an der
Atlantikküste) kennenzulernen.
Die
folgenden Bilder dienen zur Illustration des neuschottischen Charmes:
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Klatschmohn in voller Blüte, Mageretsville |
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kleiner Fischerhafen in Peggy´s Cove |
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Historische Gärten in Annapolis Royal |
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tosende Brandung und Leutturm in Peggy´s Cove
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Was meine Ttätigkeiten auf den verschiedenen ökologisch orrientierten Betrieben betrifft, so habe ich einige Erfahrungen im Hinblick auf den Anbau von Gemüse sowie Obst erhalten, mich kurzfristig auf die Tierhaltung in Form von Ziegen, Enten, Schafen, Eseln und Ferkeln spezialisiert und bin nun ein Experte im Streichen und Errichten von Hühnerställen.
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frischgestrichener Hühnerstall in East Gore |
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frischgebauter Hühnerstall in Sweet´s Corner |
Eine kulinarische Entdeckung der besonderen Art waren auf jeden Fall die "Fiddleheads", zu deutsch "Geigenköpfe", bei denen es sich um die jungen Triebe des Straußenfarns handelt, der an fließenen Süßwassern wächst und gedeit. Der Farn wird bei einer Größe von ungefährt 5-10 cm geerntet und ist nach dem Kochen in Salzwasser, serviert mit neuen Kartoffeln und einem Stück pochiertem Lachs eine wahre Delikatesse. Allerdings muss man die Fiddleheads sehr gut putzen und einige Male waschen bevor man sie ungefährlich verspeisen kann, denn auf ihrer Oberfläche befindet sich ein natürliches Pflanzengift, welches unter Umständen zu Magenkrämpfen und Schwindelanfällen führen kann.
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Fiddlehead-Ernte am Meander River |
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Nahaufnahme Fiddleheads |
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unser Marktstand auf dem Wochenmarkt in Hubbarts |
Außerdem habe ich meine Winterkleidung samt warmer Stiefel und Jacke zurück nach Deutschland geshcickt, da ich nun recht zuversichtlich dem Sommer entgegenblicke. Einige der letzten Tage waren so warm und sonnig, dass wir bereits für einen kleinen Akkühlung in den Fluss gesprungen sind. Dabei muss man vorher jedoch auf den Ebbe-und-Flut-Stundenplan schauen, um sicher zu gehen, dass der Fluss auch tatsächlich da ist, wenn man ihn braucht. Denn der St. Croix Strom wird vom Meerwasser des Atlantik gespeist und daher von den Gezeiten beeinflusst. Zweimal am Tag wird das Flussbett also trocken gelegt und zurück bleibt eine öde Wüste aus Schlamm.
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Fundobjekt nach einem Spaziergang an den nahegelegenen Gips-Felsen |
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Baden im Saint Criox |
Zum Abschluss hier noch ein Paar Bilder, die ich gerne teilen möchte. Allerdings fehlt mir die Muße, um einen gesitreichen Text zu verfassen, der diese Fotos in einen zusammenhängenden Kontext einordnet. Denn draußen hat sich der Himmel mittlerweile aufgeklärt - typisches Nova Scotia Wetter,man weiß nie was man kriegt- und mein Magenknurren wird immer unüberhörbarer, so dass ich mich jetzt zu einem Abendessen mit Jakobsmuscheln und Shrimps aufmache. An dieser Stelle sei angemerkt, dass Digby für seine preiswerten und erstklassigen Meeresfrüchte berühmt ist...
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zwei Esel und ein paar Schafe in Lawrencetown |
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beste Eiscreme südlich des Hants County |
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Apfleblüte |
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ich präsentiere: den neuen Cowboybut |
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meine kleinen, gestachelten Freunde |
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