Donnerstag, 7. Juni 2012

Farewell To Nova Scotia

Ich liege auf einem Queen-Size Bett im "Bayside Inn" und habe mir vorgenommen, nicht eher mein Zimmer zu verlassen, bis ich diesen Eintrag verfasst habe. Heute erfordet es keiner besonderen Disziplin um sich im Haus zu barrikadieren, denn es stürmt und regnet fürchterlich. Der Wind heult und ich höre die schweren Regentropfen auf das Dach prasseln. Ab und zu schaue ich aus meinem Fenster mit Meerblick und sehe die Wassermassen des Atlantik kommen und gehen. Dabei ist diese Formulierung ganz wörtlich zu verstehen, denn hier in der Bay of Fundy ist der höchste Tidenhub der Welt zu beobachten. Zweimal am Tag sorgen die Gezeiten für ein wahrhaft spektakuläres Schauspiel, denn der Höhenunterschied zwischen Ebbe und Flut beträgt bis zu 21 Metern.
Leuchtturm in Mageretsville um 3 Uhr 25
Leuchtturm in Mageretsville um 4 Uhr 13
Während ich im Sommer und Herbst in dem kanadischen Bundesstaat British Columbia war, habe ich den Winter sowie Frühling überwiegend in Nova Scotia verbracht . Die Unterschiede zwischen West- und Ostkanada sind dabei nicht zu leugnen, selbst wenn man über die jahreszeitlich bedingten Variationen hinweg sieht. So verändern sich Mentalität, Essgewohnheiten, Kultur, Landschaft, Gesetze, allgemeine Ansichten sowie Flora und Fauna von einem Bundesstaat in den nächsten. Dies ist keine große Überraschung, wenn man die große räumliche Distanz zwischen Pazifik- und Atlantikküste bedenkt. Von Vancouver, B.C nach Halifax, N.S sind es ganze 6 122 km Luftlinie! Dies ist ungefährt genau so viel wie von Hannover nach Neu Delih oder Florida. Kein Wunder, dass sich innerhalb dieser Entfernungen einige Veränderungen zwischen Mensch und Natur ereignen.
Die neuschottische Halbinsel ist im Vergleich zu British Columbia um einiges kleiner, familiärer und traditioneller. Auch wenn es keine atemberaubende Bergwelt, bodenlose Seen, abenteuerliche Wildnis und pulsierende Metropolen gibt, so hat Nova Scotia den entzückenden Charme des Maritimen. Entlang der Küste ziehen sich winzige Fischerdörfer, in den Bars kann man alten Seeräubergeschichten lauschen, auf der Straße spielen Musikanten auf Akkordeon und Geige, die Menschen sind gastfreundlich und warmherzig.
Mittlerweile habe ich diesen Bundesstaat in all seinen Facetten kennengelernt und bin froh, mir diese Zeit genommen zu haben.
Meine Reise begann dabei in Halifax, und führte mich danach zum Holzlöffel anfertigen und Ahornsirup zapfen in den Norden nach Cape Breton. Anschließen habe ich einige Zeit auf einem Gewächshausbetrieb im “Hants County” verbracht, danach ging es weiter in die benachbarte Region “King´s County” , welche sich beide land(wirt)schaftlich betrachtet nicht viel nehmen. Nach einem kurzen Aufenthalt im "Annapolis Valley", ein Tal das für seine zahlreichen Apfel- und Kirschbäume bekannt ist, die zu diese Jahreszeit alle in bezaubernder Blüte stehen, befinde ich mich nun in Digby, einer kleinen Ortschaft an der riesigen Bay of Fundy. Von hier aus werde ich morgen die Fähre nehmen, die mich zur anderen Seite der Bucht in den Bundestaat "New Brunswik" bringen wird, wo ich die Arbeit auf einer Gemüsefarm in der urbanen Gegend um Saint John aufnehmen werde. Ich freue mich , bald eine neue Provinz der Maritimes ( Überbegriff für die Bundestaaten an der Atlantikküste) kennenzulernen.
Die folgenden Bilder dienen zur Illustration des neuschottischen Charmes:

Klatschmohn in voller Blüte, Mageretsville
kleiner Fischerhafen in Peggy´s Cove
Historische Gärten in Annapolis Royal
tosende Brandung und Leutturm in Peggy´s Cove
Was meine Ttätigkeiten auf den verschiedenen ökologisch orrientierten Betrieben betrifft, so habe ich einige Erfahrungen im Hinblick auf den Anbau von Gemüse sowie Obst erhalten, mich kurzfristig auf die Tierhaltung in Form von Ziegen, Enten, Schafen, Eseln und Ferkeln spezialisiert und bin nun ein Experte im Streichen und Errichten von Hühnerställen.
frischgestrichener Hühnerstall in East Gore
frischgebauter Hühnerstall in Sweet´s Corner

Eine kulinarische Entdeckung der besonderen Art waren auf jeden Fall die "Fiddleheads", zu deutsch "Geigenköpfe", bei denen es sich um die jungen Triebe des Straußenfarns handelt, der an fließenen Süßwassern wächst und gedeit. Der Farn wird bei einer Größe von ungefährt 5-10 cm geerntet und ist nach dem Kochen in Salzwasser, serviert mit neuen Kartoffeln und einem Stück pochiertem Lachs eine wahre Delikatesse. Allerdings muss man die Fiddleheads sehr gut putzen und einige Male waschen bevor man sie ungefährlich verspeisen kann, denn auf ihrer Oberfläche befindet sich ein natürliches Pflanzengift, welches unter Umständen zu Magenkrämpfen und Schwindelanfällen führen kann.
Fiddlehead-Ernte am Meander River
Nahaufnahme Fiddleheads
unser Marktstand auf dem Wochenmarkt in Hubbarts

 Außerdem habe ich meine Winterkleidung samt warmer Stiefel und Jacke zurück nach Deutschland geshcickt, da ich nun recht zuversichtlich dem Sommer entgegenblicke. Einige der letzten Tage waren so warm und sonnig, dass wir bereits für einen kleinen Akkühlung in den Fluss gesprungen sind. Dabei muss man vorher jedoch auf den Ebbe-und-Flut-Stundenplan schauen, um sicher zu gehen, dass der Fluss auch tatsächlich da ist, wenn man ihn braucht. Denn der St. Croix Strom wird vom Meerwasser des Atlantik gespeist und daher von den Gezeiten beeinflusst. Zweimal am Tag wird das Flussbett also trocken gelegt und zurück bleibt eine öde Wüste aus Schlamm.
Fundobjekt nach einem Spaziergang an den nahegelegenen Gips-Felsen

Baden im Saint Criox
Zum Abschluss hier noch ein Paar Bilder, die ich gerne teilen möchte. Allerdings fehlt mir die Muße, um einen gesitreichen Text zu verfassen, der diese Fotos in einen zusammenhängenden Kontext einordnet. Denn draußen hat sich der Himmel mittlerweile aufgeklärt - typisches Nova Scotia Wetter,man weiß nie was man kriegt- und mein Magenknurren wird immer unüberhörbarer, so dass ich mich jetzt zu einem Abendessen mit Jakobsmuscheln und Shrimps aufmache. An dieser Stelle sei angemerkt, dass Digby für seine preiswerten und erstklassigen Meeresfrüchte berühmt ist...
zwei Esel und ein paar Schafe in Lawrencetown

beste Eiscreme südlich des Hants County

Apfleblüte


ich präsentiere: den neuen Cowboybut
meine kleinen, gestachelten Freunde






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