Freitag, 28. Oktober 2011

Bewegte Wochen

 Nach dem Aufenthalt im hohen Norden ging es fuer mich zurueck in die guten, alten Kootenays. Bis jetzt meine Lieblingsregion in British Columbia, ich kann einfach nicht genug kriegen von dem ewigen See, den schneebedeckten Bergen und der froehlichen Natur aller Einwohner. In Nelson habe ich dann - man glaub es kaum- jemanden getroffen der Nelson heisst. Bei ihm habe ich ein paar Naechte verbracht, zusammen mit weiteren netten Bekanntschaften. Wir hatten ein reichhaltiges und opulentes Thanks Giving Dinner und auch sonst viel Spass in Nelson, in der Stadt der etwas anderen Art. 
Konzert auf dem woechentlichen Farmer's Market in Nelson
Danach habe ich eine gute Woche bei den Leuten der "12 Tribes - Commonwealth of Israel" Sekte verbracht. Es ist eine christliche Kommune, ca. 30 - 40 Leute leben zusammen auf einer Farm und teilen Mahlzeiten, Schlafplaetze, Gesang, Tanz und Gebet. Aus Resepekt und mangelnder Zeit werde ich an dieser Stelle keine naeheren Informationen niederschreiben, wer interessiert ist kann hier mehr erfahren;
Trotz zahlreicher Belehrungsversuche bin ich nach wie vor der Ansicht , dass Evolution keine Luege ist, Sex vor der Ehe keine Suende und schlechte Menschen nicht zwangslauefig ins Fegefeuer kommen. 
Es gab aber auch Dinge, an die man sich durchaus gewoehnen konnte; samstags war z.B. Sabbath und kein Finger wurde arbeitsmaessig geruehrt. Zu dem haben wir einige Naechte in selbstgebauten Huetten aus Heu verbracht, die an die Flucht aus Agypten durch die Wueste erinnern sollten.

"Sukkoh" im Entstehungsprozess
Irgendwann hatte ich aber doch Sehnsucht nach der realen Welt dort draussen und bin wieder zurueck nach Nelson gekommen. Leider habe ich gerade so das "Occupy Nelson!" Event am weltweiten Aktionstag den 15. Oktober verpasst. Ich weiss nicht, wie es momentan in Deutschland aussieht, aber hier in Kanada drehen die 99 % richtig am Rad. Wie dem auch sei, zufaellig hatten mir alte Bekannte aus Johnsons Landing eine email geschrieben, in der sie mich baten, fuer 10 Tage ihren Bauernhof zu hueten, da sie auf Urlaubsreise fahren wollten. Nach sehr turbulenten Tagen war es mir lieb, ein wenig Zeit alleine an einem der schoensten Orte der Welt zu verbringen. Jetzt bin ich also wieder hier; einzig die Farbe der Blaetter auf den Baeumen hat sich veraendert.
wilde Truthahnfamilie unter dem Apfelbaum
Die alte Huendin Brandy, die Huehner und ich erleben eine Menge Abenteuer.
Ereignisse der letzten Tage waren unter anderem ein Stromausfall, eine Filmnacht in Argenta, ein kleiner Holzhackunfall, Bergbesteigung am Davis Creek, Einladung zum Lunch mit selbstgebackenen Crackern und frischem Ziegenkaese, Gewitter und Pilzsammeln. Ausserdem werde ich diesen Sonntag zu meinem "Sweat Lodge" gehen, ein indianisches Ritual bei dem man in einer Art outdoor Sauna sitzt, gemeinsam betet, singt und Friedenspfeife raucht. Ich bin gespannt!

Schnee im Oldgrowth forest, Davis Creek
Soeben komme ich von einer kleinen Wanderung zum fry Creek zurueck. An dieser Stelle ein euphorisches "Hurra" fuer das 21. Jahrhundert und seine Technologien, die es dir ermoeglicht, die Welt durch meine Augen zu sehen;
Was meine weitere Reiseplanung betrifft, so fuehrt mich mein Weg zurueck nach Vancouver. Dort werde ich fuer ein paar Tage bei einem Bekannten aus Burns Lake wohnen und somit die Moeglichkeit haben, die 99% auf den Strassen Vancouvers zu repraesentieren. 
"A non-violent demonstration for political, environmental, and economic changes!" 
Danach habe ich noch keine weiteren Plaene, allerdings werde ich Weihnachten und Silvester wohl mit Nelson in Nelson verbringen.


PS; ich habe beschlossen, am "WWOOF is..." Video Contest 2011 teilzunehmen. Um meine Gewinnchancen zu verbessern, kannst du mir einen wirklichen grossen Gefallen tun, wenn du dir moeglichst oft das folgende Youtube Video anschaust und an alle deine Freunde schickst!





Danke und schoenen Tag noch !












Mein Platz im Rudel

Irgendwie erinnert mich der einsame Trailer auf der anderen Flusssieite an "Into the wild".
Ich habe da so ne Idee...

Die Zeit vergeht wie im Fluge. Ehe man sich versieht sind schon wieder etliche Tage ins kanadische Land gegangen.

Ich habe mich mittlerweile an das „Arbeiterleben“ auf Muktuks gewöhnt, mich relativ gut eingelebt und jaha, den einen oder anderen Hund kenne ich jetzt sogar schon mit Namen. ;)
Auch in das Team habe ich mich gut eingegliedert, zuweilen will zwar die Sprache noch nicht so, wie ich das will, aber ich denke, das wird hoffentlich die Zeit bringen.

Und ja, es wird auch noch in den Fluss gesprungen!
(Foto: M. Albicker)
Natürlich gab es wieder etliche Spaziergänge mit den puppies, im Team oder alleine!


Ohne Worte!
Die Rabauken der Welpengruppe
(Foto: M. Zech)

(Foto: M. Zech)

 Wir als WWOOFer stehen hier ganz unten in der Rangliste, sind die wheel dogs, das heißt ganz hinten im Gespann. Auch wenn ich endlich als yard helper anerkannt worden bin, umfasst mein Aufgabengebiet eine wahre Diversität an Bereichen. Da wären natürlich weiterhin die ausführliche Betreuung „meiner“ Hundeschar zu nennen, das Helfen mit den Gespannen, Aufräumen des Holzlagerplatzes und vieles mehr. Zu alledem stand die Isolierung der Hütten auf dem Plan der letzten Woche. Zusammen mit noch einem WWOOFer habe ich einige Stunden damit verbracht, jegliche Fenster der mit einer, an Frischhaltefolie erinnernde, Folie abzukleben. Anscheinend kennt man in Kanada kein Doppelglas.

Naja, ich habe den Holzlagerplatz aufegräumt! ;)
 Nachdem mir gezeigt wurde, wie man die Leinen der Gespanne nach Musherart verknüpft, nutze ich jede Gelegenheit, und repariere neg-, tug- und ganglines. Es ist erstaunlich einfach aber sehr effektiv. Zukünftig werde ich ein Großteil meiner Hundeleinen wohl selber machen!


und das ist eigentlich alles ;)


... aber es hält die Meute!

Leider musste letzte Woche einer der älteren Hunde eingeschläfert werden, das ist leider eine der traurigen Tatsachen wenn man mit Hunden arbeitet.
Um den Hund begraben zu können, mussten ich auf einem Sandhügel ein Feuer entzünden, der Boden ist schon zu tief gefroren. Bezüglich des Bodenfrostes macht es Sinn, dass in der wärmeren Jahreszeit bereits einige Gräber in dem Hundewaldfriedhof ausgehoben wurden. Rest in peace!


Zurück zu den erfreulichen Dingen: Wir erwarten in gut zwei Wochen Nachwuchs! (Ok, vielleicht ist es doch notwendig klarzustellen, dass ich von Welpen spreche.) Wie es zu diesem Glück gekommen ist weiß leider keiner so genau. Normalerweise werden die Hündinnen während der Läufigkeit separat gehalten, Shani hat sich wohl irgendwie drum herum gemogelt. Der Ultraschalluntersuchung zu folge sind schon jetzt vier Hundekinder zu sehen, der Vater bleibt weiterhin unbekannt.

Auch wenn dieser Hundenachwuchs nicht geplant oder direkt gewollt ist, freuen sich alle. Für mich wird es auf jeden Fall ein neues kanadisches Erlebnis sein!

Das Nordlicht.
Nicht so eindrucksvol,l aber immerhin schon mal angedeutet

Ich werde berichten...

Mittwoch, 19. Oktober 2011

Unter Hunden


Ein vielstimmiges Heulen schalt durch die Morgenstimmung. Wenn ich am vorherigen Abend vergessen habe, meinen Wecker zu stellen, so sind diese atemberaubenden Rufe der Appell um 07:30 Uhr aufzustehen. Meine Hand ertastet das Feuerzeug, das irgendwo in meinem Regal neben dem Bett umherfliegt, eine kleine Öllampe leuchtet auf. Ich werfe mir schnell meine Arbeitsklamotten über die Schulter und, mit einer Kopflampe bewaffnet, geht es Weg am Yard vorbei zur Main Lodge. Ein ganz normaler Arbeitstag beginnt auf Muktuks, a place for people who love dogs.

Nach einer 36 stündigen Busfahrt habe ich es tatsächlich geschafft und bin am 07.Oktober nachts um 03:30 Uhr in Whitehorse angekommen. 

Eines der wenigen Highlights der Busfahrt
 Auch wenn die Fahrt äußerst nervenaufreibend war, so ist es doch erstaunlich, wie schnell die Zeit vergeht, ich gehöre nun schon fast zwei Wochen zum Muktukrudel. Mit drei weiteren WWOOFern teile ich mir die WWOOFer-cabin, wir haben weder fließend Wasser noch Strom, die Isolierung ist nicht wirklich isolierend, wieder einmal bewährt sich meine „Flugzeugdecke“.


Während die gesamte Baumwelt schon längst ihr Blattkleid abgeworfen hat, bereiten sich nun auch wir Zweibeiner auf den nahenden Winter vor; Handschuhe, Wollsocken und sonstige Wintersachen werden hervor gesucht. Auch wenn sich die Temperaturen bislang nur um den Gefrierpunkt bewegen, was noch nicht wirklich kalt ist, wurde von den ganz Harten nicht auf ein letztes Bad im Takhini River verzichtet. Ja, wir hatten natürlich schon den ersten Schnee...

Schon in den ersten Tagen habe ich hier sehr viel erlebt. So kann ich mich schon jetzt einen Schornsteinfeger nach „kanadischem Standard“ nennen, die Boiler- (das heißt die gesamte Warmwasserversorgung) und die Generatorbetreuung sind nur zwei meiner Aufgabenbereiche. (Natürlich auch ATV- fahren!)


Naja, eine kurze Pause zwischen der Arbeit ist schon drin!
(Foto: J. Meinköhn)

Und eine neue Gang: Die Schornsteinfeger
(Foto: J. Meinköhn)


Des weiteren steht die Betreuung einiger der Hunde auf meinem Arbeitsplan, was ich natürlich bevorzuge. Auf der Farm leben rund 125 Alaskan Huskies. Unter meine Fittiche fallen die retired dogs, die Welpen und eine Hand voll „aktiver“ Hunde. Zu den täglichen Aufgaben zählen Füttern, Wässer und die Beseitigung der Hinterlassenschaften. Gefüttert wird hier ein spezielles Trockenfutter, zusätzlich gibt es Fleischportionen.


True happiness is a fast dogteam!
Ach ja, und dann ist da noch das Holz zu nennen. Schon jetzt haben wir zwei Tage lang damit verbracht Holz zu sägen (ich bin dank der Lizenz der Mann der Kettensägen), zu spalten, zu stapeln und zu transportieren. Mit dem Truck, der in den nächsten Tagen neues Holz bringt, kann dann auch der Winter kommen.

Mit dem dinner zwischen 17 und 18 Uhr endet dann normaler Weise der Tag.

Es war Mittwoch (mein freier Tag). Nach besagtem dinner komme ich in unsere cabin. Während ich die Tür schließe und damit beginne, die Treppe zu den Schlafräumen zu erklimmen, wundere ich mich das erste Mal über den leicht brennenden Geruch, der in der Luft liegt und über ein leises, kaum vernehmbares Zischen. Um das Fenster in unserem Raum schließen zu können, muss ich die Bärensprayflasche von der Fensterbank nehmen. Man ahnt, was kommt. Spätestens hier hätte ich stutzen müssen, leider kommen die wirklich wichtigen Erkenntnisse des öfteren erst später. Ich wundere mich ein letztes Mal über das Zischen, das ist auch der Augenblick, in dem das _ _ _ _ _ _ Ding explodiert.

Ich weiß jetzt, wie sich die Bären fühlen!

Die grotesk komisch erscheinende Situation äußert sich durch ein unwahrscheinliches Brennen in Augen, Mund und Nase, es überkommt mich schlagartig Übelkeit und Nasenbluten. Ich öffne gerade noch ertastend das Fenster, bevor ich stolpernd aus der Hütte haste. Ich muss wirklich wirklich schlimm ausgesehen haben, das Team kann sich ein Lachen nicht verkneifen und auch ich muss schmunzeln. Leider merke ich noch heute abends die Reste des Sprays, sodass ich erst nach etlichem Husten oder Niesen einschlafen kann.


Ich glaube, es sind gerade diese Erfahrungen und Erlebnisse, die mir von dem Abenteuer in der Ferne vor allem in Erinnerung bleiben werden. Ich hoffe, dass noch einige, vielleicht nicht ganz so pfefferige Erlebnisse folgen werden und sende viele liebe Grüße aus dem Norden!