Ein vielstimmiges Heulen schalt durch die Morgenstimmung. Wenn ich am vorherigen Abend vergessen habe, meinen Wecker zu stellen, so sind diese atemberaubenden Rufe der Appell um 07:30 Uhr aufzustehen. Meine Hand ertastet das Feuerzeug, das irgendwo in meinem Regal neben dem Bett umherfliegt, eine kleine Öllampe leuchtet auf. Ich werfe mir schnell meine Arbeitsklamotten über die Schulter und, mit einer Kopflampe bewaffnet, geht es Weg am Yard vorbei zur Main Lodge. Ein ganz normaler Arbeitstag beginnt auf Muktuks, a place for people who love dogs.
Nach einer 36 stündigen Busfahrt habe ich es tatsächlich geschafft und bin am 07.Oktober nachts um 03:30 Uhr in Whitehorse angekommen.
Eines der wenigen Highlights der Busfahrt |
Auch wenn die Fahrt äußerst nervenaufreibend war, so ist es doch erstaunlich, wie schnell die Zeit vergeht, ich gehöre nun schon fast zwei Wochen zum Muktukrudel. Mit drei weiteren WWOOFern teile ich mir die WWOOFer-cabin, wir haben weder fließend Wasser noch Strom, die Isolierung ist nicht wirklich isolierend, wieder einmal bewährt sich meine „Flugzeugdecke“.
Während die gesamte Baumwelt schon längst ihr Blattkleid abgeworfen hat, bereiten sich nun auch wir Zweibeiner auf den nahenden Winter vor; Handschuhe, Wollsocken und sonstige Wintersachen werden hervor gesucht. Auch wenn sich die Temperaturen bislang nur um den Gefrierpunkt bewegen, was noch nicht wirklich kalt ist, wurde von den ganz Harten nicht auf ein letztes Bad im Takhini River verzichtet. Ja, wir hatten natürlich schon den ersten Schnee...
Schon in den ersten Tagen habe ich hier sehr viel erlebt. So kann ich mich schon jetzt einen Schornsteinfeger nach „kanadischem Standard“ nennen, die Boiler- (das heißt die gesamte Warmwasserversorgung) und die Generatorbetreuung sind nur zwei meiner Aufgabenbereiche. (Natürlich auch ATV- fahren!)
Naja, eine kurze Pause zwischen der Arbeit ist schon drin! (Foto: J. Meinköhn) |
Und eine neue Gang: Die Schornsteinfeger (Foto: J. Meinköhn) |
Des weiteren steht die Betreuung einiger der Hunde auf meinem Arbeitsplan, was ich natürlich bevorzuge. Auf der Farm leben rund 125 Alaskan Huskies. Unter meine Fittiche fallen die retired dogs, die Welpen und eine Hand voll „aktiver“ Hunde. Zu den täglichen Aufgaben zählen Füttern, Wässer und die Beseitigung der Hinterlassenschaften. Gefüttert wird hier ein spezielles Trockenfutter, zusätzlich gibt es Fleischportionen.
True happiness is a fast dogteam! |
Ach ja, und dann ist da noch das Holz zu nennen. Schon jetzt haben wir zwei Tage lang damit verbracht Holz zu sägen (ich bin dank der Lizenz der Mann der Kettensägen), zu spalten, zu stapeln und zu transportieren. Mit dem Truck, der in den nächsten Tagen neues Holz bringt, kann dann auch der Winter kommen.
Mit dem dinner zwischen 17 und 18 Uhr endet dann normaler Weise der Tag.
Es war Mittwoch (mein freier Tag). Nach besagtem dinner komme ich in unsere cabin. Während ich die Tür schließe und damit beginne, die Treppe zu den Schlafräumen zu erklimmen, wundere ich mich das erste Mal über den leicht brennenden Geruch, der in der Luft liegt und über ein leises, kaum vernehmbares Zischen. Um das Fenster in unserem Raum schließen zu können, muss ich die Bärensprayflasche von der Fensterbank nehmen. Man ahnt, was kommt. Spätestens hier hätte ich stutzen müssen, leider kommen die wirklich wichtigen Erkenntnisse des öfteren erst später. Ich wundere mich ein letztes Mal über das Zischen, das ist auch der Augenblick, in dem das _ _ _ _ _ _ Ding explodiert.
Ich weiß jetzt, wie sich die Bären fühlen! |
Die grotesk komisch erscheinende Situation äußert sich durch ein unwahrscheinliches Brennen in Augen, Mund und Nase, es überkommt mich schlagartig Übelkeit und Nasenbluten. Ich öffne gerade noch ertastend das Fenster, bevor ich stolpernd aus der Hütte haste. Ich muss wirklich wirklich schlimm ausgesehen haben, das Team kann sich ein Lachen nicht verkneifen und auch ich muss schmunzeln. Leider merke ich noch heute abends die Reste des Sprays, sodass ich erst nach etlichem Husten oder Niesen einschlafen kann.
Ich glaube, es sind gerade diese Erfahrungen und Erlebnisse, die mir von dem Abenteuer in der Ferne vor allem in Erinnerung bleiben werden. Ich hoffe, dass noch einige, vielleicht nicht ganz so pfefferige Erlebnisse folgen werden und sende viele liebe Grüße aus dem Norden!
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