Es ist Dienstagabend. Um 21 Uhr liegt nach wie vor der Alaskan Highway vor mir, es schneit. Sobald man das Fernlicht anschaltet, ziehen sich die Schneewolken, die sich von der Straße erheben und vor allem von entgegen kommenden Fahrzeugen aufgewirbelt werden, wie weiße Schleier über die Windschutzscheibe hinweg. Im Licht, der sich mir nähernden Kreuzung, zieht ein Kojote seine Spur durch den Schnee am Straßenrand. Wie die letzten zwei Tage habe ich abends Mario besucht. Sobald wir Probleme mit den Schneemobilen haben, ist er die erste Anlaufstelle.
Und ja, wir hatten Probleme. An einem ganz normalen Tag als Tourguide auf dem zugefrorenen Takhini River passierte es das erste Mal. Als ich umdrehe um nach dem letzten Schlitten zu gucken, heult plötzlich der Motor des Skidoos auf. Mit gehörigem Tempo rase ich auf das Ufer zu, meine Versuche das verrückte Ding irgendwie zu stoppen fallen etwas vergeblich aus, mir fällt auf, dass der Gashebel nicht mehr zurück springt und die Bremse nicht mehr funktioniert. Kurz vorm scheinbar unvermeidlichem Aufprall, betätige ich dann doch den kill switch. Die Folge dieser Flusstragödie ist, dass ich den Rest der Tour mit einem ATV geführt habe und wieder ein spannendes Erlebnis mehr zu erzählen habe. Als ich abends zurück bin fällt mir das Schneemobil vor der Main Lodge auf und Marc kommt mir etwas mürrisch mit dem Arm in einer Schiene entgegen. Auf die Feststellung, dass das Schneemobil uns beide anscheinend umbringen wollte und dass Marc vielleicht anstelle des Sprungs vom der rasenden Maschine, kurz vor dem im Baum parken, auch den roten Knopf bedienen hätte sollen, müssen wir dann doch nach diesem James Bond verdächtigen Tag ein bisschen schmunzeln.
Und es steht da, als wäre nichts passiert. (Doch, es sieht ein bisschen gemein aus, oder?) |
(Mario erklärte mir später, dass sich die Gasleitung mit dem Bremskabel verklemmt hätte.)
Hinter mir liegen anstrengende Tage. Durch meine Guidebeförderung stand der endgültige Umzug in die Staffcabin an, die Feiertage fielen stressig aus.
Mehr Platz, aber angesichts der gefrorenen Wasserflasche sollte man vielleicht doch ein Feuer anmachen... |
Eine der vielen Touren |
Bei den täglichen Touren, die wir drei Guides zu managen hatten, fiel der Eisangeltrip noch am gemächlichsten aus. Ausgestattet mit einem Eisbohrer, einer Hand voll Angeln, einer Kühlbox mit Kaffee, heißer Schokolade, Cookies und der Touristengruppe in den Toboggans hinter den Schneemobilen ging es dann raus auf den Fluss. Leider blieben unsere zweistündigen Versuche an den vier Angellöchern vergebens, alle hatten trotzdem Spaß.
Ok, mit den Gästen sind wir nicht ganz so schnell gefahren. |
...dementsprechend sah auch nur ich etwas eingeschneit aus |
Leider blieb der Eimer auch nach zwei Stunden vergeblicher Angelei leer |
Ich biege in die Straße nach Muktuk ab. Durch den Schneepflug haben sich an den Rändern der Straße schon gehörige Schneemengen angehäuft. In einem kurvigen Stück der Strecke passierte es dann. Im Seitenspiegel sehe ich, wie der Hänger anfängt zu schlingern und dann sitze ich auch schon mit dem gesamten Gespann im Graben. Durch eine Geschwindigkeit von nur 30kmh komme ich erstaunlich schnell zum stehen.
(Manuela erklärt mir später, dass die einzige Möglichkeit in einer solchen Situation eine Beschleunigung sei. Hinterher ist man halt doch immer schlauer.)
Auch meine Versuchen den Truck in low gear und ohne Hänger raus zu hauen bleiben in dem hüfthohen Schnee vergebens. Nach etlichen vergeblichen Versuchen fällt mir dann das Handy in meiner Hosentasche ein, dass ich zum Glück diesen Abend eingesteckt habe. Die „Abschleppcrew“ erscheint wenig später und dieses Mal ist es Frank, der mich aus dem Schnee zieht. Ich bin nach dieser Aktion etwas geschafft, der Truck fährt zum Glück noch.
Nach diesem Rutsch im alten Jahr, hoffe ich, dass alle ebenfalls eine guten Rutsch ins neue Jahr hatten (bitte nicht wörtlich nehmen!) und wünsche euch allen auf diesem Wege alles, alles Gute aus Kanada.
Cheers
P.s.: Mein Silvester fiel dieses Jahr kanadisch ruhig aus. An der Tatsache, dass alle bis nach Mitternacht aufgeblieben sind, dass es Raclette gab und dass die Hunde durch das kaum wahrnehmbare Knallen in der Stadt das eine und andere Mal unruhig wurden hat man den Jahreswechsel dann doch irgendwie mitbekommen. Also noch einmal: Alles Gute für 2012!!!
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