Es ist der 21. Dezembers, der kürzeste Tag des Jahres kündigt sich in an diesem Morgen mit einem unglaublichen Morgenrot an. Die Sonne geht um ca. zehn Uhr auf, mit dem Sonnenuntergang um siebzehn Uhr fallen die kürzeren Wintertage bei weitem nicht so dunkel aus, wie ich gedacht hätte. Als ich auf dem Weg zum Yard bin fällt mir das kaum wahrnehmbare Nordlicht über der Main Lodge auf. Auf diesem Gebiet wurde mir hier allerdings noch nicht die spektakulärste Erleuchtung geboten, ich hoffe ich bekomme es noch einmal besser zu sehen
Mit den anhaltenden Temperaturen im Minusbereich, wagten wir uns das erste Mal mit den Schneemobilen auf den Fluss; Es war Zeit den ersten Trial flussaufwärts zu „schlagen“. Im Jahre 2010 wurde bei einer solchen Aktion ein Schneemobil versenkt, dieses Jahr war ich Franks Begleitung.
Er erinnert mich ein bisschen an einen Zwerg, wie er da mit seinem roten Parka, den Bunny Boots und der Fellmütze auf dem Kopf fest entschlossen auf die Eisdecke marschiert. In einigen Abständen schlägt er mit dem Beil kleine Löcher in das Eis und testet die Dicke. Ich muss ein bisschen schmunzeln, als er den Fluss zu Fuß überquert, auf der anderen Seite stehen bleibt, auf mich wartet und wild gestikulierte Zeichen mit seinen Armen in die Luft schlägt, die anscheinend bedeuten, ich kann ihm ohne Probleme mit dem Skidoo folgen. Ich merke das Adrenalin, absprungbereit und mit gehörigem Tempo rase ich über den Fluss, an manchen Flussbiegungen ist das Wasser noch zu sehen. Alles geht gut, ich muss mir eigentlich auch keine Sorgen machen, schon vor zwei Wochen ist Eric, ein netter Kerl, der uns in den Umgang mit den Schneemobilen eingewiesen, auf das Eis gefahren, ich habe auch schon von Schneemobilfahrern gehört, die über offene Seen fahren. Alles eine Frage der Geschwindigkeit!
In der Main Lodge steht ein kleiner, reich geschmückter Tannenbaum. Die Lichter tauchen den Raum in ein schummerig, warmes Licht.
Geschafft von dem Tag, der hinter mir liegt, sitze ich über meinem Notizblock, versuche mich an die Schlittentour des Vormittags zu erinnern und somit der Müdigkeit ein Schnippchen zu schlagen. Das ich mir diese Gedanken überhaupt machen muss habe ich meiner Beförderung zu verdanken. Mittlerweile sind nur noch zwei der ursprünglich vier guides hier, die Folge, ich wurde für die half day trips angeheuert. Nach gut zweieinhalb Monaten beende ich somit nun erst einmal meine Karriere als WWOOFer und bin, nach dem fehlgeschlagenem Filmauftritt, nun guide. Die Tage sind dadurch nicht weniger anstrengend, ich muss deutlich mehr bedenken und habe mehr Verantwortung, kann somit allerdings meine Reisekasse ein bisschen aufbessern. Ich habe bereits die ersten Touren geführt, ein spannendes, neues Erlebnis in den Weiten Kanadas.
Während all dem Trubel, der sich über die Feiertage angekündigt hat und durch den ich die nächste Woche keinen Tag frei haben werde, geht es „meinen“ Puppies bestens. Die kleinen Racker haben mittlerweile alle gelernt, wie sie ihre kleinen Zähne einsetzen können, sind eigentlich durchgehend am Spielen und fallen nur noch gelegentlich in den Futternapf. Sie haben die erste Impfung alle tapfer über sich ergehen lassen und reagieren mit hektischem Gespringe und ersten Bellversuchen auf die Futterankündigung. Ich genieße die Augenblicke, die ich täglich mit ihnen verbringen kann und fühle doch einen gewissen Stolz, wenn ich den Gästen nach einem erfolgreichen Schlittentrip von der Bande berichten kann, die ich ja seit dem ersten Tag an begleite.
Wie schon gedacht fällt das Weihnachtsfest für mich dieses Jahr anders aus als sonst. Hier im Land des Ahornblatts werden wir erst morgen feiern. Auf diesen Abend bin ich allerdings schon jetzt gespannt...
Ich wünsche allen ein ganz, ganz schönes Weihnachtsfest, erholsame Feiertage und schon jetzt einen guten Rutsch ins neue Jahr.
Ganz viele liebe kanadische Weihnachtsgrüße
Durch schlechte Nachrichten aus Deutschland liegt keine besonders schöne Vorweihnachtszeit hinter mir, manchmal läuft das Leben doch nicht so, wie man sich das wünscht. Ich gedenke hier an einen Menschen, der mir sehr viel bedeutet hat, ohne den ich wahrscheinlich nicht so wäre wie ich bin und der mir dieses, meine kanadische Abenteuer überhaupt erst mit ermöglicht hat.
Danke...
Danke...