Mittwoch, 23. November 2011

Leise rieselt der Schnee

Ja, es hat geschneit!

Das kalte, stille Örtchen!

Langsam werden die freien Wasserflächen des Takhini Rivers schmaler. Während am „Strand“ eine geschlossene Eis- und Schneeschicht zu bewundern ist, suche ich gezielt nach den letzten, noch freien Stellen. Es ist irgendwie ein komische Gefühl über das Randeis zu spazieren, während man das leichte Rauschen des Flusses noch vernehmen kann. Es haben sich sogenannte overflow- Flächen gebildet. Über dem eigentlich gefrorenen Fluss ist eine Schneematschschicht durch eine recht dünne, weitere Eisschicht verdeckt. Nachdem ich an einigen Partien des Flussverlaufs eingebrochen bin, nach dem ersten Mal ist man erstaunlich wach, hat sich eine dicke Eisschicht um meine Stiefel und die Hosenbeine gelegt. An einer Flusskurve werde ich schließlich fündig.


Nach dem Einbrechen gefriert sofort das Wasser
Nur noch gelegentlich wird meine Aufmerksamkeit durch das knackende Auf- und Abtauchen kleinerer Eisschollen abgelenkt. Zugegeben etwas fröstelnd, ich habe meine Fausthandschuhe vergessen, sitze ich auf einem eingefrorenen Baumstamm und starre träumend auf die fließende Wasseroberfläche; Ein Surren erschallt, nach einigem Kurbeln erscheint der gefrorene Blinker am Eisrand. Ein kurzer Anhieb um den Köder über die Eisfläche zu befördern, ein weiterer Versuch.

Noch rund 4,5m des Flusses sind eisfrei
Auch wenn ich nach gut eineinhalb Stunden mit leeren Händen die Angelei abbreche, hat es sich doch irgendwie gelohnt. Ich vermute es lag schlicht an der Technik, die Ottergruppe hat es einfach anscheinend besser drauf. Vielleicht sollte ich es das nächste mal auch mit Tauchen versuchen.

Und so geht Fichen nach Yukon-Style!!!


Als ich eines Morgens mit dem Wiegen „meiner“ Puppies beginnen wollte war auch hier wieder eine Überraschung zu verbuchen; Sechs kleine Augenpaare guckten mich doch etwas empört an und fragten mich als ich sie in den Wiegefutternapf bugsierte, ob das blöde kalte Ding denn wirklich sein müsse. Nun sehen sie also das wirkliche Licht der Welt, auch das Herumkriechen, das einmälig beginnt, sollte auf diese Weise auch, im wahrsten Sinne des Wortes, klarere Einblicke ermöglichen. 




Bedingt durch unsere täglichen Holzaufräumarbeiten werden unsere Holzvorräte der Hütte nun auch endlich aufgefüllt. Mir persönlich ist es in manchen Nächten schon fast zu warm, meine Cabinmitbewohnerinnen meinen es gelegentlich zu gut mit dem Ofen. Die Abende, an denen man den Atem sehen kann sind wohl damit erst einmal vorbei.

Meine Hütte von vorne...

von hinten...

und eigentlich nicht zu sehen!
Pünktlich zum Schlittensaisonstart stand dann eine weitere Attraktion auf dem Muktukplan. Für einen rund 30 Sekunden- Werbesport rückte für zwei komplette Tage eine Filmcrew aus Südkorea an. Mit fünf Fahrzeugen, zwei Schneemobilen und einer Hand voll Kameras startete die Filmerei auf dem Farmgelände. Für den Spot wurden zwei Hundeteams zusammen gestellt, die am ehesten dem Huskyklischee entsprachen, ein zweiter Musher wurde engagiert, die Schlitten hergerichtet und am darauf folgenden Tage wurde auf einem „nahe“ gelegenem See weiter gedreht. Leider war für mich keine Stelle in diesem Filmchen vorgesehen, ich passe anscheinend irgendwie wohl nicht in Huskyklischee. 



Die nicht huskyähnlichen Hunde ziehen genau so eifrig!

Ich werde nun also erstmal meine Yardhelper- Karriere fortführen, vielleicht bis zum nächsten Film! ;)

Mittwoch, 16. November 2011

Die Nächte im Zelt

Nebelschwaden steigen aus dem Takhini River auf; -19°C. 


...immerhin schon rund 15cm!



Zwischen den Bäumen, zugegeben nicht weit von der main lodge entfernt, stehen drei Zelte. Die Berge im Hintergrund, das Heulen der Huskies könnte ebenso von Wölfen stammen, nur das Knattern des Generators stört die Atmosphäre, trotzdem fühlt man sich halt doch ein bisschen wie in der Wildnis. Mit drei Lagen Hosen, Omas besten Wollsocken, einigen T-Shirts, einem Fließ und meiner Mütze, sind sogar im meinem, für deutlich wärmere Temperaturen gedachten, Schlafsack, die doch schon etwas kühleren Nächte auszuhalten. Natürlich hatten diese Übernachtungen einen tieferen Sinn: Die Zelte mussten für die anstehenden Touristentouren getestet werden. Mein Resultat ist befriedigend. Die weißen Zelte könnten, meiner Meinung nach, ruhig einen Boden haben, ohne genügend Schnee zieht der Winde unter den Seitenwänden durch; ich hatte den Seitenschlafplatz! Ich denke, wenn man dann auch noch nachts die kleinen Zeltofen benutzt, sollten auch die Gäste die Nächte in den Zelten überstehen. 







An einem schönen Wintertag der letzten Wochen war dann Holzzeit. Ich höre gerade die Hörbücher von Walter Moers, ich denke ich sollte diesen Begriff neu charakterisieren; Der erste der Holztrucks kam an. Unglaublich viel Holz! Betrachten von der Sichtweise, dass ich mit meinem Hüttenkollegen Martin die Kettensägen managen, ist es wirklich unglaublich viel. 

Der Trucker musste sich einfach toll vorkommen: Während er mit dem Abladen der Stämme beschäftigt war, was so viel heißt wie Sicherungen lösen, einen Wagenheber unter die Ladung setzen und dann mit dem Truck solange ruckartig hin und her fahren, bis das ganze Zeug runter fällt, standen die zwei deutschen WWOOFer mit laufenden Kameras daneben. Doch, der Typ hatte den Durchblick. Frank stand ebenfalls routiniert daneben: „Welcome to the Yukon!“ Dieser Spruch wird mir in Erinnerung bleiben, in diesem weiten Wälderland herrscht einfach ein andere Rhythmus.
Um es noch einmal aufzufassen; Wir sind nun schon fünf Tage mit dem unglaublich vielem Holz beschäftigt. Ein Hoch auf meinen Kettensägenkurs back in Germany.

jep, es ist viel Holz!!!
(Foto: M. Zech)


(Foto: M. Zech)
 Die Tage gehen ins Land. Während man sich an den Tagesrhythmus längst gewöhnt, die freien Tage und die pen cakes am Sonntag zu huldigen und das Team zu lieben begonnen hat, kann man „meinen“ sechs kleinen Rackern wahrlich beim Wachsen zu gucken, der schwerste der Bande hat bereits die Kilogrenze überschritten. Ich bin doch irgendwie stolz, das tägliche Wiegen ist immer wieder aufs neue einfach toll. So krieche nun schon den zehnten Tage tagtäglich in die Hundehütte, positioniere die kleine Waage auf dem Stroh und schalte meine Kopflampe an. Vor allem der kleine cowdog hat es mir angetan. Ich kann den Tag kaum erwarten, an dem die Wollkneule endlich das wirklich Licht der Welt erkenne können, die Augen öffnen.
 



Die letzten Tage hat es geschneit. Mittlerweile liegen rund 15cm, Tendenz steigend. Durch diesen „Schneeeinbruch“ ist endlich die lang erwartete Schlittensaison eröffnet und die wirkliche Musherei eingeleutet worden. Damit sich die Schlitten den Weg durch die verschneiten Waldtrials bahnen können, bin ich in das Schneemobilfahren eingewiesen worden. Mein Job, den Schnee zu plätten und somit die Trials befahrbar zu machen. Ich sage nur so viel, es gab schon lustige Situationen bezüglich dieser Schneewalzen. So werde ich mir nun doch einmälig die Trialstrecken einprägen müssen, momentan kann es noch ziemlich schnell passieren, dass ich die richtigen Abzweigungen verpasse. Naja, bis jetzt sind die Touristen immer heile und zufrieden zurück gebracht worden.

Durch den Start der Schlittensaison,
das vorerst letzte ATV-Training

Also nach meiner Meinung hätte man doch
Spanngurte benutzen sollen!
So, ich werde jetzt trotz meines freien Tages auch noch ein paar nützliche Dinge tun, hier also meine allerbesten Grüße und bis zum nächsten Mal!

Cheers aus dem verschneiten Yukongebiet

Montag, 7. November 2011

Das Licht der Welt


Das Thermometer zeigt -13°C. Es ist noch nicht so richtig kalt, wäre da nicht der Wind. Für die Nacht haben wir das Feuer vergessen, unser Atem treibt nebelige Dunstwolken vor uns her, unser Wasserkanister und die Spüle in unsere Cabin sind gefroren.



Das Arbeitsgerät!
another vet yourself
Im Lichtkegel der Kopflampe leuchten mir am Morgen die funkelnden Augenpaare der Hunde entgegen, manche sind grün, andere blau oder rot; Es ist Fütterungszeit. Seit einigen Tagen haben wir die Fütterung umgestellt. Die neue Mixtur aus Trockenfutter, Fleisch und Wasser wird ab nun die Hundemahlzeit über die Wintermonate darstellen. Beim Öffnen der Karabiner muss man mittlerweile schon aufpassen, dass einem die Finger nicht an dem kalten Metall festfrieren. Ja, ich bin durch erneute Erfahrung daran erinnert worden, dass man bei Nässe im wahrsten Sinne des Wortes die Finger davon lassen sollte.

Muktuk Adventures
Muktuk liegt am Flussufer des Takhini Rivers, umgeben von einer unglaublich faszinierenden Bergkulisse. Auch an der Naturveränderung kann man auf den Winteranfang schließen. Die Berge zieren weiße Kappen, auf dem Fluss treiben die ersten Eisschollen. 


 






Alle warten sehnsüchtig auf den endgültig zugefrorenen Fluss, was auch den Start der Schlittensaison bedeuten würde. Doch auch wenn der Fluss bisher noch auf sich warten lässt, ich hatte schon die Gelegenheit vier neue Schlitten auf Vordermann zu bringen. Wenn man dem Wetterbericht Glauben schenken kann, wird es zumindest die nächsten Tage wieder schneien, auch den Schnee brauchen wir für die Schlitten.



In der letzten Woche stand die Futterlieferung auf dem Plan. 

Eines der besten Futterteams ever! ;)
(Die dämlichen Mützen sind ein Muss)


Aus erster Hand (ich war „Futterhelfer“, das heißt Säcke schleppen und Säcke schleppen) kann ich bezeugen, dass ich noch nie so viel Trockenfutter auf einmal gesehen habe. Ich denke, ich muss nur so viel sagen: Ein Hochseecontainer mit zwanzig Paletten. Insgesamt war eine „Futtercrew“ rund vier Tage damit beschäftigt, die 1200 Säcke in der Stadt aus dem Container auf den Pickup zu laden, raus auf die Farm zu bringen und dort wiederum in Container zu laden. Die nächste Lieferung steht im März nächsten Jahres an. Zudem kam dann noch eine Pickupladung Fleisch. Zugegeben, die ganze Verladerei auf dem, doch sehr skurrilen, an einen Schrottplatz erinnernde, Umschlagsplatz hatte einen leicht illegalen aber doch interessanten Touch. Wieder ein Erlebnis mehr...

Das Meatmeeting
Und dann wäre da noch das Highlight der Tage zu nennen. Am 06. November war es soweit. Schon beim Weg zum Füttern viel mir das „Gequieke“ auf. Und tatsächlich, Shani hatte während der Nacht ihre Welpen zu Welt gebracht. Die Hundemeute zählt nun offiziell sechs weitere Mitglieder und ich habe eine neues Aufgabengebiet dazu bekommen. Diese Momente zählen wohl, auch wenn das etwas kitschig klingen mag, zu den allerschönsten. 


 


Herzlich Willkommen auf der Welt „meine“ kleine Bande!