Mittwoch, 4. April 2012

Der ungewisse Weg gen Süden

Ein etwas komisches Gefühl habe ich an diesem Morgen schon. In meinem Zimmer, das mir für die letzten Monate treu als Rückzugsmöglichkeit und Schlafstätte gedient hat, dämmert es einmälig. Die 85 Liter Stauvermögen meines Rucksackes sind bis aufs letzte ausgenutzt, sodass die 25 Kilo schon seit dem Vorabend abreise bereit an der Wand stehen. Ich vermute das Lec doch irgendwie etwas ahnt. Sie will nicht so recht aus dem Chaos aufstehen, liegt zusammengerollt zwischen Bettdecke, Jacke und auf meinem Laptop. Ich nehme das Halsband vom Nagel, streife es ihr fürs vorerst letzte Mal über den Kopf, auf meinen Pfiff rappelt sie sich auf und folgt mir auf den vorerst letzten Morgenspaziergang. Ich liebe diesen Hund...


Nach fünf Monaten neigt sich meine Zeit bei Muktuk Adventures dem Ende zu. Es liegt eine der aufregendsten Zeiten hinter mir. Als Freiwilliger angekommen im Oktober, zum Guide befördert und schließlich sogar dem Weihnachtsmann assistiert. Ja, alles in allem eine sehr, sehr schöne Winterzeit. 

Voa allem meine Puppies werde ich vermissen...

The Cowdog


Little Brown Girl

 Fünf Monate. Das heißt für mich rund 100 Stunden poop-scooping, 500 Hundepfoten kontrollieren und 2000 Krallen schneiden (was mitunter bei etwas kälteren Temperaturen unangenehm werden konnte). Um das leibliche Wohl der Hunde sicher zu stellen, schleppten wir rund 3000 Säcke Hundetrockenfutter mit einem Gesamtgewicht von rund 50 Tonnen, das verfütterte Fleisch (chicken, high fat, race mix, beef, salmon, etc. …) beruht auf 11250 pounds. Mit den etlichen Eimern voll Fleischbrühe (ein Eimer für ungefähr 25 Hunde und das ganze drei Mal pro Tag) war ich in dieser Zeit 230 Stunden mit dem Füttern beschäftigt. 

Ein letztes Mal die Hunde füttern



... die letzten Touris rausführen






Durch meine 45 Touren, die ich geguidet habe (Doppeltouren nicht mitgerechnet) habe ich insgesamt 280 Touristen auf dem Hundeschlitten durch die Wildnis Kanadas geführt, unglaublich viel Spaß und Stress gehabt, aber vor allem unzählige Erfahrungen gesammelt, für die ich mich bei allen Begegnungen während dieser Zeit bedanken möchte. Ein unvergessliches Abenteuer liegt hinter mir; Danke!


Und ein letztes Mal selber mit einem eigenen Team raus fahren

Jep, true happines is a very fast dogteam!


 

... ein letztes Mal das Snowboard unter die Füße shnallen ;)

 





An besagtem Morgen, den 28. März 2012, bringt mich Manuela zum vorerst letztes Mal zum Flughafen. Es folgt ein herzlicher Abschied, ich gehe allerdings fest davon aus, dass wir uns definitiv wieder sehen! Ich komme ohne Probleme durch den Zoll und ärgere mich dann doch ein bisschen, dass ich nicht wenigstens versucht habe, Lec schon jetzt in meinem Rucksack mit zu schmuggeln.
Als ich nach gut zweieinhalb Stunden in Calgary ankomme, die Erleichterung; mein gesamtes Gepäck ist da! Nachdem ich mir den Flughafen angeguckt habe setzte ich mich in den Banff Airporter Shuttle Bus und komme nach weiteren zwei Stunden in Canmore an. Mitten zwischen den Bergketten der Rockie Mountains gelegen ist es ein touristisch geprägtes Örtchen (ok, doch größer als ich gedacht hatte), nach ersten Informationseinholungen beziehe ich ein Zimmer im Hostel Bear. Mein Mission: Megan überraschen. Ich freue mich auf das Wiedersehen mit ihr, hoffe, dass ich sie wenigstens an ihren freien Tagen treffen kann.


The Hostel Bear

... und die Kulisse im Hinztergrund ist einfach atemberaubend!

 Durch den Tourismus sind die Gebäude in Canmore sehr schön. Insgesamt gefällt mir dieser Ort bis jetzt, der Wintersport regiert das Treiben, um die Stadt herum führen unzählige Trials in die Berge: Ein Eldorado für Mountainbiker. Als ich mir ein Fahrrad von der Herberge ausleihe, zieht es mich für ein paar Stunden in die Berge. Ich muss allerdings nach den vier Stunden anmerken, dass ich meine Fahrräder wirklich vermisse und dass, durch die vereisten Wege, den zum Teil immer noch gut 30 cm hohe Schnee und zuletzt durch die nicht funktionierenden Bremsen vor allem, die Abfahrten mitunter sehr abenteuerlich waren.

Cougar creek
 
Ich bin vorher noch nie beim Bergabfahren mit dem Fahrrad stecken geblieben!
 



Am Montag hieß es dann schon wieder Sachen packen. Zumindest den nahegelegenen Banff-Nationalpark muss man besucht haben. Ich checke am Vormittag aus Canmore aus und stelle mich kurz vor der Highwayauffahrt an die Straße. Mein Rucksack steht neben mir, ein Schild mit der Aufschrift „Looking for a ride to BANFF“ klemmt unter dem Deckelfach und dann heißt es Daumen raus, lange warten muss ich nicht. Ich muss mich hier bei Lea v. W. entschuldigen aber als die alte Dame anhält und mir zu winkt, habe ich wenig Bedenken in das Auto einzusteigen und schmeiße mein Rucksäcke in den Kofferraum. Leider muss ich gestehen, dass ich ihren Namen vergessen habe, sie aber ursprünglich aus Polen kommt und mir während der Fahrt einige Informationen und Tipps für Banff geben kann. Nach nur rund 30 min setzt sie mich extra im Zentrum von Banff ab und macht sich dann weiter auf den Weg zum Skifahren.

Banff

... man ist immer im Nationalpark.


Eine der Hostelküchen

 


Bow falls, Banff


 

Nun werde ich ein paar Tage im ältesten Nationalpark Kanadas verbringen, bevor es dann als Cowboy auf eine Ranch weiter geht. Das nächste Abenteuer kann kommen, ich werde berichten!


Cheers aus dem, wenigstens noch etwas, verschneiten Banff!

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